Das DPI im Sommer. © Karolina Walczyk
Literarisches Portrait
Zu jeder Jahreszeit stellen wir Ihnen wichtige polnische Schriftstellerinnen und Schriftsteller vor, deren Werke in Originalsprache und in deutscher Übersetzung in der Bibliothek ausgeliehen werden können.
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Sommer 2018
Halina Poświatowska (1935–1967)
Halina Poświatowska wurde am 9. Mai 1935 als Helena Myga in Tschenstochau (Częstochowa) geboren. Nach der Verschleppung einer Krankheit aus ihrer Kindheit während des Zweiten Weltkriegs erkrankte sie an einer unheilbaren Herzkrankheit. Durch zahlreiche Krankheitsschübe und Krankenhausaufenthalte konnte sie nur selten den Schulunterricht besuchen, stattdessen wurde sie zu Hause von ihrer Mutter unterrichtet. Die beiden hatten eine enge Beziehung. Die Mutter unterstützte ihre Tochter auch bei den ersten dichterischen Versuchen und schließlich bei der Veröffentlichung des ersten Gedichtbandes.
Halina Poświatowska © D. B. Łomaczewska |
Mit 18 Jahren lernte sie während eines Aufenthalts in einem Sanatorium Adolf Ryszard Poświatowski kennen, auch er war schwer herzkrank. Bald darauf heirateten die beiden im Bewusstsein der Fragilität ihrer Verbindung. Nach nur zwei gemeinsamen Ehejahren verstarb ihr Mann. Im selben Jahr erschienen die ersten beiden Gedichte Poświatowskas in der Gazeta Częstochowska. 1957 veröffentlichte die zweiundzwanzigjährig ihren ersten Lyrikband, welcher 1959 beim „Festival Junger Dichter“ in Polen als bedeutendstes Debüt geehrt wurde. Ihre schwere Krankheit einerseits und die Lust am Leben andererseits waren stete Begleiter ihrer literarischen Arbeit. 1958 ermöglichte eine Spendenaktion von Freunden und Unterstützern ihrer Kunst, darunter viele Exilpolen, ihr eine Reise in die Vereinigten Staaten. Dort ließ sie sich einer Operation am offenen Herzen unterziehen, eine Behandlung, die zu diesem Zeitpunkt und in dieser Form in Polen nicht möglich gewesen wäre. Anschließend entschied sie sich für einen längeren Aufenthalt in den USA und begann ein Studium am Smith College, Massachusetts. Zudem besuchte sie Sommerkurse an der Columbia University in New York. Obwohl sie bei ihrer Ankunft kaum Englischkenntnisse vorweisen konnte, beendete sie nach drei Jahren ihr Studium mit einem amerikanischen Diplom. Das Angebot zu einer Promotion an der Stanford University, Kalifornien, lehnte sie ab und kehrte zurück nach Polen. Dort begann sie ein Philosophie-Studium an der Jagiellonen-Universität Krakau, an dessen philosophischer Fakultät sie nach ihrem Abschluss eine Assistenzstelle antrat. Sie schrieb weiterhin Gedichte. 1962 wurde sie in den Verband Polnischer Schriftsteller aufgenommen. Ihr Gesundheitszustand verschlechterte sich jedoch zunehmend, weshalb sie sich einer zweiten Herzoperation unterzog. Wenige Tage später, mit erst 32 Jahren, starb Halina Poświatowska am 11. Oktober 1967.
Das literarische Vermächtnis ihres kurzen Lebens besteht aus mehreren hundert Gedichten, Erzählungen, Reisereportagen, aber auch Lyrikübersetzungen, zum Beispiel von Ezra Pound und Paul Eluard ins Polnische, und dem autobiographischen Roman „Erzählungen für einen Freund“, der im Jahr ihres Todes erschien. Für dieses Lebenswerk wurde sie postum ausgezeichnet. Herausragend ist ihr Mut, als eine der ersten Autorinnen und Autoren in Polen schon zu Beginn der 1960er Jahre so offen die Themen Sinnlichkeit, Weiblichkeit und Eigenwilligkeit in der Lyrik zu thematisieren 1). Ihr Werk ist durchdrungen von den Erfahrungen ihrer Biographie – der schweren Krankheit und dem frühen Verlust des Ehemanns. Doch „das Motiv der Liebe zum Leben durchzieht das Gesamtwerk gleichermaßen (…). Selten (…) sind Leben und Werk so eng miteinander verwoben wie bei Halina Poświatowska“2).3)
Wiederkehrende Motive ihrer Gedichte sind das Herz beziehungsweise Herzschläge als Ausdruck von Leben und Tod, ebenso Wasser und Früchte und die Katze mit ihrer Eigenwilligkeit, ihrem Freiheitsdrang und der gleichzeitigen Anschmiegsamkeit.4)
Erst spät wird ihr Werk auch im Ausland bekannt. Ihr Roman „Erzählung für einen Freund“ wird im Herbst 2000 ins Deutsche übersetzt und sehr positiv aufgenommen. In der Bibliothek des Deutschen Polen-Instituts liegen neben diesem Roman auch ein Band mit einer Auswahl von Poświatowskas Gedichten auf Deutsch vor sowie diverse Werke von und über die Autorin auf Polnisch. Die Lektüre empfiehlt sich also einerseits mit Blick auf die tragische Biographie Poświatowskas und ihre Thematisierung in den Werken ebenso wie durch die auch für sich allein stehende große Schönheit und treffende Schlichtheit ihrer Worte.
Zitate über Poświatowska
„Ungewöhnlich frei spricht sie von der Liebe, von Sehnsucht und Schmerzen, dem Bedürfnis nach körperlicher Nähe und der Angst vor dem Verlassenwerden.“
in: Klappentext: Halina Poświatowska: Immer wenn ich leben will. Gedichte über die Liebe und den Tod, übersetzt von Monika Cagliesi-Zenkteler, München 2002.
„Halina Poświatowska ist schon lange nicht mehr unter uns, aber bis heute kann man in ihren Gedichten und in ihrer Prosa das Schlagen ihres unruhigen Herzens hören.“
Wisława Szymborska (zit. in: Halina Poświatowska: Immer wenn ich leben will. Gedichte über die Liebe und den Tod, übersetzt von Monika Cagliesi-Zenkteler, München 2002.)
„Es war dieses bis zur letzten Konsequenz gelebte Carpe diem, das mich zutiefst beeindruckt hat, als ich vor einigen Jahren das Buch zum erstenmal in den Händen hielt.“
Monika Cagliesi-Zenteler in: Dies.: „Wird alles so bleiben, wenn ich nicht mehr da bin?“, in: Halina Poświatowska: Erzählung für einen Freund, übersetzt von Monika Cagliesi-Zenkteler, München 2000, S. 236 – 238, S. 238.
"Durch ihre unverwechselbare Bildlichkeit, aber auch durch verstechnische Verfahrensweisen ist Halina Poswiatowska zweifelsohne eine ernstzunehmende Lyrikerin unserer Zeit, die ihren Platz innerhalb der europäischen Literaturtraditon einnimmt, von der sie ihrerseits geprägt worden ist."
Christine Fischer (in: Dies.: Gedichte entstehen aus Trauer. Zum Leben und Werk von Halina Poswiatowska, in: Via Regia - Blätter für internationale kulturelle Kommunikation, Jg. 61/62 (1999), online abrufbar unter: hier S. 2. ).
1) Vgl. Cagliesi-Zenteler, Monika: Nachwort, in: Halina Poświatowska: Immer wenn ich leben will. Gedichte über die Liebe und den Tod, München 2002, S. 111 – 121, S. 111.
2) Cagliesi-Zenteler, Monika: Nachwort, in: Halina Poświatowska: Immer wenn ich leben will. Gedichte über die Liebe und den Tod, München 2002, S. 111 – 121, S. 112.
3) Cagliesi-Zenteler, Monika: Halina Poświatowska (1935-1967), in: Halina Poświatowska: Erzählung für einen Freund, München 2000, S. 239 – 240;Cagliesi-Zenteler, Monika: Nachwort, in: Halina Poświatowska: Immer wenn ich leben will. Gedichte über die Liebe und den Tod, München 2002, S. 111 – 121; Fischer, Christine: Gedichte entstehen aus Trauer. Zum Leben und Werk von Halina Poswiatowska, in: Via Regia - Blätter für internationale kulturelle Kommunikation, Jg. 61/62 (1999).
4) Vgl. Cagliesi-Zenteler, Monika: Nachwort, in: Halina Poświatowska: Immer wenn ich leben will. Gedichte über die Liebe und den Tod, München 2002, S. 111 – 121, S. 113; Fischer, Christine: Gedichte entstehen aus Trauer. Zum Leben und Werk von Halina Poswiatowska, in: Via Regia - Blätter für internationale kulturelle Kommunikation, Jg. 61/62 (1999). S. 1.
Zu jeder Jahreszeit stellen wir Ihnen wichtige polnische Schriftstellerinnen und Schriftsteller vor, deren Werke in Originalsprache und in deutscher Übersetzung in der Bibliothek ausgeliehen werden können.
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Halina Poświatowska (1935–1967)
Gedichte-Auswahl
Bin Julia...
Venus
Dissonanz
Ewiges Finale
Als Sokrates das Gift trank...
Ausgewählte Werke
Erzählung für einen Freund. Roman
Polnischer Titel: Opowieść dla przyjaciela
Aus dem Polnischen von Monika Caglesi-Zenkteler
München/Zürich : Piper, 2000, 239 S.
Unsere Signatur: U pd Pos/E
Klappentext:
Als Halina Poświatowska 1967 im Alter von 32 Jahren stirbt, hinterläßt sie neben einem reichen lyrischen Werk diesen einzigen Roman, der zugleich ihre eigene Autobiografie ist: Er erzählt von einer hochbegabten jungen Frau, die seit ihrer Kindheit im Zweiten Weltkrieg unheilbar herzkrank ist - und um so intensiver lebt und liebt, um so sensibler wahrnimmt und um so schöner schreibt, je näher sie die Bedrohung durch Krankheit und Tod spürt. Ihre Gedichte und ihre Prosa sind geballte Lebenslust und reine Poesie. Freunde, polnische Intellektuelle und Künstler, emigrierte Polen und Gönner im Ausland, ermöglichen ihr eine Reise nach Amerika, denn in der Neuen Welt, so hofft sie, kann die spektakuläre Operation am offenen Herzen durchgeführt werden, die ihr Leben retten wird...
Mehr Informationen über das Buch finden Sie hier.
Immer wenn ich leben will. Gedichte über die Liebe und den Tod
Polnischer Titel: Wiersze wszystkie
Aus dem Polnischen und mit einem Nachwort von Monika Cagliesi-Zenkteler
München u.a. : Piper, 2002, 124 S.
Unsere Signatur: U pd Poś/I
Klappentext:
1957 versetzt eine junge Frau, die seit ihrer Kindheit im Zweiten Weltkrieg unheilbar herzkrank ist, die polnische Literaturszene in Aufruhr: Halina Poświatowska legt ihren ersten Lyrikband vor. Als sie 1967 erst zweiunddreißigjährig stirbt, bewahren ein autobiographischer Roman und mehrere hundert Gedichte diese faszinierende Stimme. Ungewöhnlich frei spricht sie von der Liebe, von Sehnsucht und Schmerzen, dem Bedürfnis nach körperlicher Nähe und der Angst vor dem Verlassenwerden. Im Wettlauf mit der Zeit und allen Warnungen der Ärzte zum Trotz hat sich Halina Poświatowska ihre Träume erfüllt, ist gereist und zum Studium nach Amerika gegangen, hat geflirtet, intensiv geliebt und ihr Herz immer wieder auf die Bewährungprobe gestellt... Schon Poświatowskas "Erzählung für einen Freund" war ein bewegendes Dokument voller Mut, Klarheit und Leidenschaft. 35 Jahre nach ihrem frühem Tod erscheint zum erstenmal eine Auswahl ihrer schönsten Gedichte auf deutsch.
Komm doch
ich will deine Brauen berühren
wie erwachtes Wasser
komm doch
ich will auf deine Lippen fallen
wie vom Grund geschöpftes Wasser
warmer Regen
angeschmiegt
an die Scheiben deines Lächelns
werde ich bleiben um zu trocknen
in den restlichen Sonnentagen
Mehr Informationen über das Buch finden Sie hier.
Katarzyna Karaskiewicz
Halina Poświatowska w zwierciadle swej kobiecości
Warszawa : Oficyna wydawnicza RYTM, 2008, 163 S.
Unsere Signatur: D 4 Pośw/Ka
Klappentext:
Szkic o Halinie Poświatowskiej nie jest ani psychologicznym studium biograficznym, ani kolejną analizą jej wciąż budzącej emocje poetyckiej i prozatorskiej twórczości. To opowieść o młodej kobiecie, która mimo trapiącej ją ciężkiej choroby chciała żyć pełnią życia: studiować, pisać, modnie się ubierać, malować, buszować po księgarniach i sklepach z damskimi łaszkami... Autorka podąża tropem jej codziennych dni, ulubionych lektur, przyjaźni, miłosnych fascynacji, rozterek, egzystencjalnych przemyśleń utrwalonych w pamięci przyjaciół i rodziny wydobytych z pozostawionych listów...
Haśka : Poświatowska we wspomnieniach i listach
Zebrała i opracowała Mariola Pryzwan
Warszawa : Marginesy, 2015, 357 S.
Unsere Signatur: D 4 Pośw/H
Klappentext:
Jaka była na co dzień autorka niezwykle zmysłowych wierszy o miłości?
Jej życie – naznaczone nieuleczalną chorobą serca, toczyło się w cieniu śmierci… Mimo to, a może tym bardziej mocno i żarliwie kochała, dbała o siebie i swój wizerunek, kreując go czasem w pamięci spotykanych ludzi.
Jak zapamiętali Halinę Poświatowską – poetkę-legendę, zdolną ambitną filozofkę – zafascynowani nią mężczyźni: Stanisław Grochowiak, Tadeusz Nowak, Jan Adamski? Jak wspomina ją ks. prof. Józef Tischner? A jak Wisława Szymborska?
Jaka była w oczach mamy a zarazem swojej przyjaciółki i admiratorki twórczości? W oczach brata, który nieustannie dba o pamięć o swej niezwykłej siostrze nie tylko w ich rodzinnej Częstochowie.
Poświatowska to jedno z najciekawszych zjawisk polskiej poezji powojennej – a jej biografia pozwala lepiej poznać tę fascynującą kobietę.
Jak wszystkie biografie złożone ze wspomnień, które zbiera i opracowuje Mariola Pryzwan, również i ta jest bogato ilustrowana – zdjęciami, dokumentami niejednokrotnie publikowanymi po raz pierwszy.
W Marginesach ukazały się dotychczas przygotowane przez Mariolę Pryzwan wspomnienia o Annie German (Tańcząca Eurydyka), Annie Jantar (Bursztynowa Dziewczyna) i Zbigniewie Cybulskim (Cześć, starenia!).
Mehr Informationen über das Buch finden Sie hier (auf Polnisch).
Dzieła. Tom 1-4. (Poezja 1, Poezja, 2, Proza, Listy)
Redakcja i nota wydawcy Maria Rola
Kraków : Wydawnictwo Literackie, 1997-1998.
Unsere Signatur: D 4 Pośw/D 1-4
Klappentext:
Dzieła Tom 1. Poezja 1
W trzydziestą rocznicę śmierci Haliny Poświatowskiej (1935-1967). Całość dorobku pisarskiego poetki,
najwybitniejszej przedstawicielki nurtu liryki miłosnej
w polskiej literaturze powojennej.
W tomach 1-2
zebrane utwory poetyckie,
także nowe nie publikowane dotąd wiersze,
oraz bajka dla dzieci
W tomie 3
proza autobiograficzna,
opowiadania i reportaże z Ameryki,
po raz pierwszy udostępniona
obszerna korespondencja do rodziny i przyjaciół.
Ostatni, czwarty tom Dzieł
Haliny Poświatowskiej zawiera obszerny wybór listów, z których duża część publikowana jest po raz pierwszy.
Listy, ułożone w porządku
chronologicznym, tworzą swoisty
rodzaj intymnej autobiografii,
są przejmującym dokumentem dramatycznej walki z chorobą,
a zarazem świadectwem wrażliwości,
uporu oraz akceptacji życia.
Edycja składa się na pełny, wielostronny portret Haliny Poświatowskiej, pomaga zrozumieć źródła legendy powstałej o autorce Opowieści dla przyjaciela.
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Halina Poświatowska (1935–1967)
Links
- "Die Katze" von Halina Poświatowska auf Zeit Online
- Zusammenstellung verschiedener Gedichte von Halina Poświatowska, ins Englische übersetzt von Marek Lugowski, online abrufbar: hier.
- Zusammenstellung verschiedener Gedichte von Halina Poświatowska, ins Englische übersetzt von Anna Gąsienica-Byrcyn, in: Lituanus. Lithuanian Quarterly Journal of Arts and Sciences, Jg. 47 (2001) 1, online abrufbar: hier.
- Englischsprachige Kurzrezension zu „Nierozważna i nieromantyczna. O Halinie Poświatowskiej" Reckless and Unromantic. On Halina Poświatowska” von Grażyna Borkowska.
- Webseite des Museums in Poświatowskas Geburtshaus (auf Polnisch).