AutorenpHerbst

Darmstädter Residenzschloss im Herbst. © Karolina Walczyk

Literarisches Portrait

Zu jeder Jahreszeit stellen wir Ihnen wichtige polnische Schriftstellerinnen und Schriftsteller vor, deren Werke  in Originalsprache   und in deutscher Übersetzung in der Bibliothek des DPI ausgeliehen werden können.

In der Navigation finden Sie ältere Literarische Portraits.

Herbst 2017

Stanisław Jerzy Lec (1909–1966)

Von der Mehrzahl der Werke bleiben nur die Zitate übrig. Ist es dann nicht besser, von Anfang an nur die Zitate aufzuschreiben? 1)

Durch seine kurze und prägnante Lyrik, seine Aphorismen und Epigramme wurde Stanisław Jerzy Lec, 1909 in Lemberg als Sohn polnisch-jüdischer Eltern geboren, als Schriftsteller bekannt. Im Jahre 1933 ging er nach Warschau und feierte dort erste Erfolge. Im Zweiten Weltkrieg flüchtete er 1943 aus dem Konzentrationslager und wurde zum polnisch-kommunistischen Partisanen und Widerstandskämpfer. Die Erfahrungen des Krieges und der darauffolgenden stalinistischen Repressalien spiegeln sich in seinen Kurzgedichten wieder, die zeitkritisch und sarkastisch die Ereignisse kommentieren.  Doch noch heute wirken diese, von ihm sogenannten "unfrisierten Gedanken" aktueller denn je und haben nichts von ihrem Scharfsinn verloren. Innerhalb der Lyrik von Lec findet man  Lebensklugheit und einen Humor,  der auf das Paradoxe und Absurde im Leben des Menschen abzielt. Neben seiner lyrischen Tätigkeit übersetzte er  unter anderem Gedichte von Lessing, Heine und Morgenstern aus dem Deutschen ins Polnische. Diese Autoren  beeinflussten auch stark sein eigenes Werk: So sind auch die "unfrisierten Gedanken" ein Zitat Heinrich Heines. 1966 starb Lec  in Warschau.

 Auf Deutsch liegen diese Texte in vielgelobter Übersetzung von Karl Dedecius vor.

 

Lec vor einem Haus am Markt der Warschauer Altstadt: "Die Uhr schlägt. Alle". Aus dem Privatarchiv von Karl Dedecius.

Zitate über Lec

"Ein Meister der Narrenkappe ... wer sich nach Geist, Scharfsinn und Witz sehnt, dem seien Lecs Aphorismen empfohlen." (Marcel Reich-Ranicki)

„Er hat noch anderes geschrieben aber die Unfrisierten Gedanken haben seinen Ruhm begründet. Es ist nämlich ein Buch, von dem jeder zivilisierte, nachdenkliche Mensch jeden Abend drei oder vier Zeilen lesen sollte, bevor er einschläft (wenn er es dann noch kann).“ (Umberto Eco)

„Da wo die Gleichgültigkeit zu einem gespenstischen Gemäuer zwischen den menschlichen Lebensräumen verkalken, legt er das Dynamit des Denkens.“ (Karl Dedecius)

 

 

 

 

 

 1) Stanisław Jerzy Lec: Sämtliche unfrisierte Gedanken, S. 92

 

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Stanisław Jerzy Lec (1909–1966)

Aphorismen-Auswahl

Die Uhr schlägt. Alle. 2)

Wer leichter vergisst, besteht das Lebensexamen besser. 3)

Es gibt so große Worte, die so leer sind, daß man darin ganze Völker gefangenhalten kann. 4)

Um an die Quelle zu kommen, muß man gegen den Strom schwimmen. 5)

 

Literatur

Sämtliche unfrisierte Gedanken. Dazu Prosa und Gedichte.

Aus dem Polnischen von Karl Dedecius.

München : Sanssouci, 2007, 509 S.

 

Unsere Signatur: U pd Lec/S-2

 

 

 

 

Widziałem szkic do Nicości - wiersze, fraszki, aforyzmy, prozy

Kraków : Wydaw. Literackie, 1998, 206 S.

 

Unsere Signatur: D 4 Lec/Wi

 

 

 

 

 

Neue unfrisierte Gedanken

Aus dem Polnischen von Karl Dedecius. Mit Illustrationen von Daniel Mróz.

München : Hanser, 1964, 64 S.

 

Unsere Signatur: U pd Lec/Neu

 

 

 

 

2) Stanisław Jerzy Lec: Sämtliche unfrisierte Gedanken, S. 9

3) Ebd., S. 385

4) Ebd., S. 85

5) Ebd., S. 84

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Stanisław Jerzy Lec (1909–1966)

Links

- Nachruf zu Lec von  Tadeusz Nowakowski in Die Zeit vom 20. Mai 1966.

- Das DPI ist im  Besitz einer Gedenkplakette von seinem Sohn Tomasz Lec. Sie wurde  zu Stanisław Jerzy Lec 30. Todesjahr 1999   angefertigt.

- Auf unserer Internetplatform Polen in der Schule finden Sie interessante Arbeitsblätter sowie ein Lernmodul zu S.J. Lec und zum Aphorismus in der polnischen Literatur.